Spiele Alex Randolphs waren mir schon aus meiner Kindheit bekannt: vor allem die „Traveller Serie“ von Ravensburger wurde in unserer Familie häufig gespielt. So wuchs ich mit Randolph Spielen wie „Hepta“, „Banda“ oder „Wörterklauer“ auf.
Rund 20 Jahre später, im Jahre 2002, bekam ich die Gelegenheit, die Öffentlichkeitsarbeit für Winning Moves zu übernehmen. Alex Randolph war einer der Mitbegründer von Winning Moves Mitte der 90er Jahre. Seltsam genug aus heutiger Sicht. Denn wie ich später erfuhr, war Alex Randolph alles Geschäftliche eher lästig. Bedauerlicherweise hatte ich keine Gelegenheit Alex persönlich kennenzulernen. Denn als ich im Oktober 2002 zum ersten Mal die „Spiel“ in Essen besuchte, fühlte sich Alex bereits zu krank, um zu den Messen in Deutschland zu reisen. Dennoch wehte zu diesem Zeitpunkt etwas durch Winning Moves Deutschland, das ich als „Alex’ Geist und Inspiration“ bezeichnen würde. Dies war vor allem Michel Matschoss und Winning Moves Mitbegründer Tom Kremer zu verdanken. Oftmals saßen wir über neuen Spielen und Spielideen und es fielen Sätze wie: „Das würde Alex bestimmt gefallen“. Eine Neuauflage von „Inkognito“ gehörte damals wie selbstverständlich ins Spieleprogramm von Winning Moves Deutschland. 2000 war auch Alex’ Spiel „Genuis Rules“ als „Geheimcode“ in Düsseldorf erschienen. Und auch die Spiele von Alex’ Freund und Schüler Leo Colovini, allen voran „Cartagena“ und „Clans“, merkte man einen Einfluss des „Meisters“ an: originelle, einfache und reduzierte Zugmechanismen. Aber auch ein „Trans America“ des leider viel zu früh verstorbenen Franz-Benno Delonge oder das Kinderspiel „Schildkrötenrennen“ (2005) von Reiner Knizia verkörperten diesen Geist.
2012 bekam ich erneut die Gelegenheit mich mit Alex zu beschäftigen. Hans Rüttinger von den Drei Hasen in der Abendsonne bat mich, doch die Pressearbeit für das Buch „Die Sonnenseite“ zu übernehmen. In dem lesenswerter Buch von Philippe Evrard läßt dieser Alex noch einmal zu Wort kommen, indem er Fragmente ihrer gemeinsamen Gespräche veröffentlichte und diese in einen biographischen Zusammenhang einordnete.
Schließlich kreuzte Alex Randolph noch ein viertes Mal mein Leben. In diesem Jahr kam Michel Matschoss auf mich zu, und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm gemeinsam die Vermarktung von Alex Spielerepertoire zu übernehmen. Voraussetzung hierfür war zunächst das Einverständnis des Randolph-Erben Michael Katz, den ich im April diesem Jahres kennen und schätzen lernte. Hieraus entstand dann im Sommer Smart Cookie Games. Ich musste nicht lange überlegen, um dieses neue Abenteuer in der Spieleszene anzunehmen. Denn Alex’ Klassiker wiederzubeleben – und überhaupt auszutesten, welche Chance ältere Spiele in dem sich immer schneller drehenden Neuheitenkarussell haben, erscheint mir das Engagement wert.
Michael Tschiggerl